Vertrauensmanagement und Informationsethik auf globalen elektronischen Märkten an den Beispielen Filtern/Blocken, Privacy und Zugriff

 

 

Rainer Kuhlen

Fachbereich Informatik und Informationswissenschaft, Universität Konstanz

Rainer.kuhlen@uni-konstanz.de

RK-Vorträge/db2000.doc

 

18.4.2000

Vortrag Deutsche Bank Eschborn

Bereich Advanced Technology Group

 

Vertrauen – ursprünglich eher bezogen auf zwischenmenschliche Beziehungen - wird zunehmend kritischer Erfolgsfaktor auf den elektronischen Märkten. Nicht umsonst entwickelt sich als Teilbereich des Marketing ein eigener Bereich des Vertrauensmanagements (Trust Engineering). Informationsprodukte und –dienstleistungen werden sowohl in der Geschäftskommunikation (B2B) als auch im elektronischen Endhandel keine Akzeptanz finden, wenn ihnen kein Vertrauen entgegengebracht wird. Vieles deutet darauf hin, daß die Kosten für (vorbeugendes oder – im Schadensfall – reparierendes) Vertrauensmanagement für die Wirtschaft vergleichbar denen für Produktion und Verteilung der Informationsgüter sein werden. Auf der anderen Seite beruht Vertrauen letztlich immer auf ethischen Präferenzen, auf dem in einer Gesellschaft jeweils allgemein geltenden Wertesystem. Vertrauen in den korrekten Umgang der Internetfirmen (Anbieter, Broker, Berater, Vermittler, Banken) z .B.mit den Interaktionsdaten und damit Vertrauen in die Wahrung der privaten Sphäre (Privacy) hängt von vielen kulturspezifischen Faktoren ab, die in globaler Sicht – und in globalen Räumen operiert die Informationswirtschaft – stark variieren.

Der Vortrag geht auf die Bedeutung des Vertrauensmanagements als Wirtschaftsfaktor und als Gegenstand der Informationsethik ein. Es werden die traditionellen und gegenwärtigen Faktoren der Vertrauensbildung herausgearbeitet. Vertrauensprobleme werden an den Beispielen der immer breiter zum Einsatz kommenden Filter- und Abblockverfahren, der Bedrohung und Sicherung von Privacy und an der Frage des Zugriffs auf Information in den elektronischen Räumen des Internet besprochen und in eine allgemeine interkulturelle Perspektive der Informationsethik gestellt. Den Abschluß bildet eine allgemeine Skizze der gegenwärtigen Aufgaben der Informationsethik und der Arbeiten des Konstanzer Vereins NETHICS (Ethik im Netz), der sich der Förderung informationsethischer Prinzipien verpflichtet hat.